Wohnungskrise: Balanceakt zwischen Kosten & Klima

Deutschland steht aktuell vor einem gravierenden Wohnungsmangel – rund 800.000 Wohnungen fehlen, und die jüngsten Baugenehmigungszahlen lassen nicht erwarten, dass sich an dieser Situation bald etwas ändern wird. Vor diesem Hintergrund hat Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) eine Baurechtsreform ins Spiel gebracht, die durch Kostensenkungen den Wohnungsbau ankurbeln soll. Parallel dazu strebt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit seinem Konzept „Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe“ die Schaffung eines Marktes für neue, klimaneutrale Werkstoffe an, was allerdings zu einer Erhöhung der Baukosten führen kann.

Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden, weist darauf hin, dass es nicht ausreiche, nur Komfort-Standards zu senken. Er betont, dass eine Reduktion auf Kernanforderungen des Baurechts notwendig sei, um das Bauen zu vereinfachen und sowohl Materialien als auch Kosten und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Hierfür müssten gesetzliche Regelungen geschaffen werden. Die aktuelle Situation wird jedoch dadurch verkompliziert, dass gleichzeitig aus dem Wirtschaftsministerium der Vorschlag für einen Leitmarkt für klimafreundliche Baustoffe wie grünen Stahl und Zement kommt.

Schareck plädiert seit Langem für staatliche Maßnahmen zur Senkung der Baukosten und fordert Rechtssicherheit für Bauunternehmer. Er sieht die Ansätze des Bundesjustizministers als richtig an, warnt jedoch vor den Kostensteigerungen durch teurere Baumaterialien. Er empfiehlt dem Wirtschaftsminister, bezüglich Recyclingbaustoffen im Dialog mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke zu bleiben, damit diese nicht mehr als Abfall gelten und somit leichter einen Markt finden.

Die aktuellen Bauzahlen zeigen ein düsteres Bild: Für das Jahr 2023 wurden in Deutschland nur etwa 295.000 Wohnungen errichtet, weit weniger als die vorgesehenen 400.000. Die Baugenehmigungszahlen sind rückläufig, was die Dringlichkeit der Wohnungskrise unterstreicht. Besonders deutlich wird dies in Schleswig-Holstein, wo trotz eines Anstiegs fertiggestellter Wohnungen die Zahl der Baugenehmigungen gesunken ist.

Um in diesen unsicheren Zeiten eine Plattform für die Bauindustrie zu bieten, wurde die Aktion BauZukunft vom Baugewerbe Magazin initiiert. Diese soll den Unternehmen ermöglichen, ihre Anliegen an Politik und Gesellschaft heranzutragen. Die Baukrise, die von konjunkturellen Schwächen bis zu politischen Unsicherheiten reicht, stellt für viele Bauunternehmen eine erhebliche Herausforderung dar.

Abschließend sei angemerkt, dass die hier geäußerten Ansichten und Meinungen die des Autors des Originalartikels widerspiegeln und nicht zwangsläufig die der Redaktion oder des Verlags darstellen. Im Sinne einer vielfältigen und respektvollen Diskussionskultur schätzen wir die Meinungsfreiheit und laden zu einem konstruktiven Austausch verschiedener Perspektiven ein.