Am kommenden Sonntag, dem 19. Mai 2024, wird um 15 Uhr eine faszinierende neue Ausstellung mit dem Titel „Steen up Steen“ im Landarbeitermuseum Suurhusen eröffnet, die sich intensiv dem traditionellen Hausbau in ostfriesischen Bauerndörfern widmet. Diese Ausstellung ist ein Bestandteil der vom Ostfriesischen Museumsverbund ins Leben gerufenen Reihe „Van Huus to Huus“.
Das Landarbeitermuseum präsentiert in „Steen up Steen“ eine Sammlung von Baumaterialien und Werkzeugen, die in der Vergangenheit Verwendung fanden. Besucherinnen und Besucher können zudem historische Fotos und Grundrisse von Arbeiterhäusern bestaunen. Ein Modell des Dorfes Suurhusen veranschaulicht die Struktur und Geschichte eines typischen Bauerndorfes in Ostfriesland. In den kommenden Wochen sind zusätzlich Live-Vorführungen traditioneller Handwerkskünste geplant, die das Bild der damaligen Zeit vervollständigen.
Die Wohnsituation der Landarbeiter stand damals in starkem Kontrast zu den prächtigen Gulfhöfen der wohlhabenden Bauern, die man heute noch in der Region bewundern kann. Die Arbeiter lebten in einfacheren Verhältnissen, oft in kleinen, aus alten Materialien errichteten Häusern mit lediglich einem Raum, der durch einen Flur geteilt wurde. Eine Hälfte diente als Wohn- und Schlafbereich mit einer Feuerstelle, die andere als Stallung. Die Wohnfläche war äußerst begrenzt und ließ kaum Raum für Privatsphäre. Eine Statistik aus dem Jahr 1932 zeigt, dass in der Krummhörn von 4750 Haushalten 1060 solcher Einraumwohnungen existierten, die sich Familien mit fünf bis dreizehn Mitgliedern teilen mussten.
Mit der Zeit entwickelte sich der Bummert, eine neue Bauform im ländlichen Raum. Diese Bauart bestand aus einem Wohngebäude, das meist aus Ziegelsteinen errichtet war, und einem Wirtschaftsgebäude, die unter einem Dach lagen und über gemeinsame oder separate Eingänge verfügten. Die rechteckigen Bauten waren etwa zwölf Meter lang und acht Meter breit.
Die Industrialisierung und die damit verbundenen technischen Neuerungen in der Landwirtschaft führten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Aufschwung in Ostfriesland. Baustoffe wurden durch Massenfertigung erschwinglicher, sodass immer mehr Menschen sich den Bau eines Bummerts leisten konnten. Um 1900 kostete ein solches Gebäude zwischen 800 und 1000 Mark, was für einen Landarbeiter mit einem durchschnittlichen Jahreslohn von 800 Mark dennoch fast unerreichbar war.
Dies spiegelt sich im Landarbeitermuseum Suurhusen wider, das ursprünglich im Stil eines Bummerts erbaut und von einer Bauernfamilie teilweise an verheiratete Landarbeiter vermietet wurde. Neben der Miete waren zusätzliche Abgaben zu entrichten, die sich auf etwa 25 Prozent des Jahreslohnes eines Arbeiters summierten.
Die finanziellen Belastungen ließen den Traum vom Eigenheim für viele Landarbeiter unerreichbar erscheinen. Ein Bericht des Christlichen Arbeitervereins von 1928, entstanden nach einem Besuch in einer Landarbeitersiedlung im Rheiderland, legt Zeugnis von den katastrophalen Wohnverhältnissen ab, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bestanden. Darin heißt es, dass manche Familien in geradezu menschenunwürdigen Unterkünften lebten.
Diese Einblicke in die Vergangenheit des ländlichen Wohnens in Ostfriesland sind nicht nur historisch bedeutsam, sondern bieten auch eine Reflexion über die Entwicklung des Wohnens und Bauens in der Region. Der Autor des Originalartikels lädt Sie herzlich dazu ein, sich auf diese Zeitreise zu begeben und die Ausstellung „Steen up Steen“ zu besuchen.