Stellen Sie sich vor, Sie haben endlich den Entschluss gefasst, eine Dachgaube zu bauen, um mehr Licht und Raum unter Ihrem Dach zu schaffen, nur um dann festzustellen, dass die Genehmigungskosten Ihr Budget überschreiten – und zwar nicht unerheblich. In Ravensburg ist dies keine Seltenheit. Hausbesitzer mussten bereits zwischen 25.000 und 28.000 Euro für die notwendige Befreiung von baurechtlichen Festsetzungen zahlen, bevor ein Handwerker auch nur einen Fuß ins Haus setzte.
Das Genehmigungsverfahren kann auch bei einer Kernsanierung zur Geduldsprobe werden. Bauherren in Ravensburg können ein Lied davon singen, wie eine einfache Sanierungsgenehmigung bis zu acht lange Monate auf sich warten lässt. Dieser Zustand ist offensichtlich so frustrierend, dass manche Architekten es vorziehen, in dieser Stadt gar keine Aufträge mehr anzunehmen.
Denn Zeit ist Geld, besonders im Bauwesen. Ein verzögerter Baustart wirbelt den Finanzierungsplan durcheinander, die Preise für Materialien steigen, die Lohnkosten erhöhen sich, und Handwerker müssen ihr Personal umplanen, während die verschiedenen Gewerke aufeinander abgestimmt sein müssen. Wird der Prozess zu lange aufgehalten, weil Unterlagen unbearbeitet bleiben, gerät das gesamte Bauvorhaben in Schieflage.
Jedoch könnte die aktuelle Wohnungsnot in Ravensburg einen Wandel herbeiführen. Da der Wohnungsbau quasi zum Stillstand gekommen ist, sucht die Stadtverwaltung nach Lösungen, um diesen Zustand zu verbessern. Der Zwölf-Punkte-Plan von Oberbürgermeister Daniel Rapp und Baubürgermeister Dirk Bastin enthält vielversprechende Ansätze: Bürokratie soll abgebaut, Verfahren beschleunigt, Kosten verringert und Abläufe kalkulierbar gemacht werden.
Die selbstgesteckten Ziele sind ambitioniert; so soll beispielsweise die Baugenehmigung bei vereinfachten Verfahren innerhalb von sechs Wochen erteilt werden – ein Vorhaben, das im Vergleich zu den bisherigen acht Monaten fast utopisch wirkt.
Natürlich wird es zu den einzelnen Punkten noch politische Diskussionen geben, besonders im Vorfeld der anstehenden Kommunalwahlen. Während einige Stadträte die Maßnahmen als unzureichend betrachten, sorgen sich andere um den Erhalt wichtiger Standards, wie den Baumschutz oder den sozialen Wohnungsbau.
In Krisenzeiten jedoch bedarf es einer Verwaltung, die sich konsequent auf Lösungen konzentriert. Spielräume müssen ausgeschöpft und Hemmnisse beseitigt werden, und das betrifft nicht nur den privaten Wohnungsbau, sondern auch die allgemeine Wirtschaftsförderung sowie die Unterstützung von Handwerk, Gastronomie und Handel. Ein Programm mit zwölf Punkten kann da durchaus als angemessener Anfang angesehen werden.
Der Autor des Originalartikels gibt uns einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und möglichen Lösungen, die mit dem Bauwesen und der Stadtentwicklung in Ravensburg verbunden sind.