Die angespannte Situation auf dem Immobilienmarkt wird durch gestiegene Leitzinsen und somit teurere Finanzierungen verschärft. Die zunehmenden Renditen belasten den Sektor zusätzlich. Obwohl sinkende Immobilienpreise auf den ersten Blick für Verbraucher günstig erscheinen, können sie für einige Bauträger einen finanziellen Kollaps bedeuten, was mittelfristig das Angebot reduziert.

Die Nachfrage nach Wohnraum hat lange das Angebot überstiegen, was die Preise in die Höhe getrieben hat. Doch die Fertigstellung neuer Immobilien stagniert, da das Ende der Niedrigzinsphase den Druck auf die Branche erhöht hat. Die gestiegenen Finanzierungskosten, fällige Anleihen und sinkende Immobilienpreise stellen eine erhebliche Belastung dar.

Die Zahl der Baugenehmigungen ist weiterhin rückläufig, was zum Teil auf steigende Baukosten und schlechtere Finanzierungsbedingungen zurückzuführen ist. Experten wie Philipp Wass vom Ratinghaus Scope und Torsten Bader von der Plattform Immobilien-Erfahrung prognostizieren Preisrückgänge von bis zu 20 Prozent bei Büros und 10 Prozent bei Wohnimmobilien. Insbesondere Immobilien mit schlechter Energiebilanz sind von Preisstürzen betroffen.

Torsten Bader glaubt nicht, dass die Preise für Wohnimmobilien in Zukunft wesentlich weiter fallen werden. Er führt dies auf die Tatsache zurück, dass viele kleinere Bauträger in den nächsten Monaten Insolvenz anmelden werden. Die Banken haben ihre Anforderungen verschärft und verlangen mehr Eigenkapital, um ihr Risiko zu minimieren. Daher sind viele Neubauprojekte wirtschaftlich nicht mehr tragfähig und werden bestenfalls verschoben oder sogar ganz aufgegeben, was zu einem sinkenden Angebot führt.

Die Wohnkonzerne setzen derzeit auf den Anleihenmarkt, um an günstiges Kapital zu gelangen. Doch die bald fällige Rückzahlung setzt die Branche weiter unter Druck. Die Senkung der Finanzierungskosten hat daher höchste Priorität. Vonovia hat beispielsweise Anleihen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro zurückgekauft und 1350 Wohnungen für rund 560 Millionen Euro sowie knapp 30 Prozent seines Südewo-Portfolios für eine Milliarde Euro verkauft. Dies gibt dem Unternehmen einen guten finanziellen Spielraum, so der CEO Rolf Buch.

Philipp Wass prognostiziert, dass sich die Refinanzierungssituation für die meisten Immobilienunternehmen in Zukunft verschärfen wird. Die Anleihekurse sind infolge der steigenden Marktzinsen massiv gefallen, was zu Rückkäufen unter Nennwert führt. Dies ist keine gute Nachricht für Anleihezeichner, insbesondere große Immobilienkonzerne.

Der Traum vom Eigenheim scheint für Normalverdiener aufgrund der hohen Zinsen in weite Ferne gerückt zu sein. Ein historischer Vergleich zeigt jedoch, dass der Kauf von Wohneigentum in der Vergangenheit tatsächlich deutlich teurer war. Laut einer noch unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) lag der Höchststand 1981 bei einem Zinssatz von 10,6 Prozent.

Der Autor des Originalartikels ist „bme mit dpa“.

Originalartikel: www.hna.de/wirtschaft/immobilien-renditen-bauprojekte-gefahr-ezb-zinsen-leitzins-inflation-anleihen-neubauten-zr-92647774.html
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