Recycling im Bau: Neue Wege für eine nachhaltige Zukunft

Die Rohstoffe unserer Erde werden immer knapper, was auch die Baubranche betrifft. Die Regierung hat daraufhin die Ersatzbaustoffverordnung eingeführt, um Recycling im Bauwesen zu fördern. Ob diese Maßnahme erfolgreich sein wird, bleibt jedoch ungewiss. In Memmingen wird Bauschutt, der normalerweise nur zum Verfüllen von Baugruben verwendet wird, in der Firma Geiger zu neuem Baumaterial aufbereitet. Andreas Dietrich, der Standortleiter, erklärt, dass der dreckige Gleisschotter in einer nassmechanischen Aufbereitungsanlage verarbeitet wird, durch verschiedene Prozesse läuft und dann nach Korngrößen sortiert wieder herauskommt, um in neuen Baumaterialien Verwendung zu finden.

Das Unternehmen hat die Kreislaufanlage im Juli eröffnet und sieht darin vor allem eine Investition in die Zukunft. Trotzdem kämpfen recycelte Baustoffe laut der Branche mit einem schlechten Image. Volker Thome vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik betont die Problematik der Akzeptanz in der Öffentlichkeit und der unklaren Regelungen bezüglich der Deklaration von Recyclingprodukten. Holger Seit, Pressesprecher des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen, kritisiert zudem die komplizierten Regelungen, die es Bauherren erschweren, sich für Recyclingprodukte zu entscheiden, und die Notwendigkeit aufwendiger Laboruntersuchungen, um Schadstoffgrenzen nicht zu überschreiten.

Pius Geiger, Unternehmenschef der Firma Geiger, ist jedoch optimistisch und bemerkt ein wachsendes Umweltbewusstsein und Interesse an recyceltem Material bei den Bauherren. Ein weiteres potentielles Recycling-Material könnte Gips sein, der derzeit noch reichlich aus Abfallprodukten von Kohlekraftwerken gewonnen wird, die jedoch bis 2030 abgeschaltet werden sollen. Thome erwähnt eine Pilotanlage, die Bauabfall-Gips in sein Ausgangsprodukt zurückverwandeln soll.

Die Zukunft könnte zusätzlich in der Wiederverwendung ganzer Gebäudeteile liegen, statt sie zu zerkleinern. Das Berliner Unternehmen Concular entwickelt eine Software, die als eine Art „Dating-App“ für Baumaterialien fungiert, indem sie Materialien eines Abrissgebäudes analysiert und Möglichkeiten der Wiederverwendung in neuen Bauten aufzeigt. Franziska Stein, Sprecherin des Unternehmens, betont, dass das Nicht-Entsorgen von Baumaterialien früher üblich war und dass das Erhalten alter Häuser oft ressourcenschonender ist als der Neubau. Dies reflektiert eine Perspektive, die in Europa immer mehr an Bedeutung gewinnt.