Wohnungskrise in Hohenlohe: Neubau dringend benötigt

Im Hohenlohekreis verschärft sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt zusehends: Trotz 2950 leerstehender Wohnungen fehlen derzeit 720 Wohnungen, wie eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts aufzeigt. Jährlich müssten bis zum Jahr 2028 rund 600 Wohnungen neu gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts, erklärt, dass ein gewisser Leerstand von etwa drei Prozent aller Wohnungen nötig ist, um Umzüge und Sanierungen zu erleichtern. Allerdings liegt die Leerstandsrate in Hohenlohe derzeit bei 4,8 Prozent, wobei 1610 Wohnungen schon länger als ein Jahr ungenutzt sind.

Viele der leerstehenden Wohnungen sind in einem Zustand, der umfangreiche und kostspielige Sanierungen erfordern würde. Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Vorschriften, insbesondere im Bereich Klimaschutz, führen zu Zurückhaltung bei den Investitionen. Zudem verhindern Erbstreitigkeiten und die Sorge vor unangenehmen Mietverhältnissen neue Vermietungen. Günther betont, dass der Neubau von Wohnungen unumgänglich ist.

Rolf Hofacker, seit 25 Jahren im Vorstand der Kreisbau Künzelsau, weist darauf hin, dass die Wohnbaubranche momentan eine Krise durchläuft. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass in Baden-Württemberg jährlich 53.000 Wohnungen benötigt werden, doch in den ersten vier Monaten eines Jahres wurden nur etwa 6500 Baugenehmigungen erteilt. Die Gründe hierfür sind vielfältig, darunter stark gestiegene Baukosten durch höhere Material- und Lohnkosten, ein höheres Zinsniveau und steigende Finanzierungskosten. Hofacker fordert eine Vereinfachung der Bauvorschriften, insbesondere in Bezug auf Energieeffizienz und Schallschutz, um das Bauen kostengünstiger zu gestalten.

Die Kreisbau Künzelsau hat aufgrund der schwierigen Marktlage derzeit keine weiteren Neubauprojekte geplant, obwohl sie eines ihrer größten Projekte mit 52 Eigentumswohnungen in Gaisbach umsetzt. Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, der das Pestel-Institut mit der Analyse beauftragte, kritisiert den geplanten Bundeshaushalt 2025 für den Mangel an Fördermitteln, insbesondere für den sozialen Wohnungsbau. Nach Berechnungen benötigt dieser Sektor mindestens zwölf Milliarden Euro jährlich von Bund und Ländern, jedoch sind nur 3,5 Milliarden Euro vorgesehen.