Altbauten bergen ein enormes Potential, das oft ungenutzt bleibt. Dies betont die Kottgeiseringer Architektin Yvonne Toepfer, die sich beim „Treffpunkt Architektur Oberbayern“ für die Baukultur im ländlichen Raum einsetzt. Sie beobachtet, dass viele Einfamilienhäuser, deren Kinder längst ausgezogen sind oder in denen der Ehepartner verstorben ist, von nur einer Person bewohnt werden. In ländlichen Gebieten stehen manchmal ganze Häuser leer.
Ein Grund für die ungenutzten Wohnräume ist häufig die Zurückhaltung älterer Menschen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, sei es aus emotionalen oder finanziellen Gründen. Hinzu kommt, dass viele keine Fremden in ihrem unmittelbaren Umfeld haben möchten oder kein zusätzliches Einkommen durch Mieteinnahmen benötigen. Ein Umbau wird oftmals als kompliziert und kostspielig angesehen, und viele Altbauten sind nicht flexibel nutzbar. Dies liegt daran, dass auch heute noch vielfach Häuser gebaut werden, die zu wenig anpassungsfähig sind – ein klassischer Fehler in der Hausplanung.
Die Architektin bemängelt die fehlende Flexibilität in den Grundrissen vieler Häuser, die oftmals ohne die Zuhilfenahme eines Architekten errichtet werden. Dadurch werden Standardpläne nicht hinterfragt. Auch strenge Baugesetze können Erweiterungen oder Optimierungen des Wohnraumes erschweren, zum Beispiel durch die Forderung nach einer hohen Anzahl an Kfz-Stellplätzen oder durch Abstandsflächen, die Anbauten verhindern könnten.
Toepfer spricht sich für eine maßvolle Nachverdichtung aus, um Mehrfamilienhäuser zu vermeiden, die das Ortsbild verändern könnten. Ihre Strategie zur Gewinnung von Bauherren für neuen Wohnraum beinhaltet eine kostenlose Erstberatung, um die Potenziale eines Altbaus zu erkennen. Ein Netzwerk aus Architekten, Handwerkern, Förderexperten und Banken könnte dabei unterstützen.
Die Veranstaltung „Wohnraum ohne Neubau?“, organisiert vom „Treffpunkt Architektur Oberbayern“ und „Salon Nachhaltigkeit“, zielt darauf ab, das Potential von Altbauten zu beleuchten und praktische Lösungen aufzuzeigen. Angesprochen sind dabei nicht nur Gemeinderatsmitglieder und Mitarbeiter aus den Bauverwaltungen, sondern alle, die über ungenutzten Wohnraum verfügen.
Dieser Beitrag stützt sich auf ein Gespräch mit der Architektin Yvonne Toepfer, das von Max-Joseph Kronenbitter, einem Mitarbeiter des Tagblatts, geführt wurde. Er ist der Autor des Originalartikels.