Deutsche für Förderung, aber gegen Standard-Senkung

In einer aktuellen Studie wurde deutlich, dass die Mehrheit der Bundesbürger staatliche Unterstützung beim Bau von bezahlbarem Wohnraum befürwortet, jedoch bei der Umsetzung einzelner Maßnahmen Bedenken hat. Diese Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) liefert aufschlussreiche Einblicke in die Haltung der Deutschen zum Thema Wohnraum.

Die Studie offenbart, dass die Deutschen Baustandards hochhalten, denn eine Mehrheit von 63 Prozent steht einem Absenken dieser Standards skeptisch gegenüber. Auch die Reduzierung von Pkw-Stellplätzen oder der Verzicht auf Tiefgaragen findet bei fast der Hälfte der Befragten keinen Anklang. Ebenso möchten 41 Prozent nicht auf Keller und Abstellräume verzichten und 40 Prozent lehnen geringere Klimaschutzvorgaben ab, selbst wenn dadurch Baukosten gespart werden könnten.

Dieses Beharren auf hohen Standards spiegelt sich auch in den Kosten für Neubauwohnungen wider. Deutschland steht mit durchschnittlich über 5.150 Euro pro Quadratmeter an der Spitze der teuersten Länder Europas für den Bau neuer Wohnungen, während andere Länder wie die Niederlande, Schweden und Österreich deutlich günstigere Baukosten aufweisen.

Trotzdem sprechen sich 82 Prozent der Befragten für staatliche Unterstützung aus. Beliebte Maßnahmen sind dabei zinsreduzierte Kredite und eine niedrigere Grunderwerbssteuer. Einfachere Ausstattungen, mehr Baulandausweisungen oder Höherbauten sind ebenfalls Optionen, die viele Deutsche akzeptieren würden.

Christian Oberst vom IW Köln, der Autor der Studie, sieht einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen als Schlüssel, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Darunter fallen steuerliche Anreize, günstige Kredite und effizientere Planungsverfahren. Oberst bemerkt, dass die Risikoaversion der Deutschen bei der Akzeptanz niedrigerer Baustandards eine Rolle spiele und fordert von der Baubranche eine bessere Kommunikation über die Kosten und Nutzen dieser Standards.

Der Immobilienverband ZIA plädiert für eine entschlackte Herangehensweise an Bauvorschriften, um bedarfsgerechter zu planen. Hauptgeschäftsführerin Aygül Özkan betont, dass nicht jede Vorgabe den hohen Ansprüchen an Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz oder Qualität gerecht werde und spricht sich für eine kritische Überprüfung aus.

Insgesamt zeigt sich, dass der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum groß ist, die Deutschen jedoch an hohen Standards festhalten möchten. Dies stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für Bauplaner und Politiker dar, kosteneffiziente Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen und Erwartungen der Bevölkerung gerecht werden.