Stellen Sie sich vor: Ihr Traum vom eigenen Heim wird plötzlich zum Albtraum, weil der Bauunternehmer, der Ihr Haus errichtet, Insolvenz anmeldet und jegliche Bauarbeiten abrupt einstellt. Diese unglückliche Wendung ist für mehrere Bauherren in Bad Doberan, Kröpelin und der Umgebung von Rostock zur bitteren Realität geworden. Die Firma Rost-Bau, die sich als ausführendes Bauunternehmen für Argon Hausbau aus Rostock profiliert und in der Region als eine etablierte Größe galt, hat Insolvenz angemeldet.
Leider steht Rost-Bau mit dieser Entwicklung nicht allein da. In den vergangenen Wochen mussten die Gerichte in Mecklenburg-Vorpommern eine Reihe von Insolvenzverfahren bei Baufirmen einleiten. Darunter fällt auch der Fertighaus-Hersteller „Bären-Haus“ aus Neubrandenburg, der sich in einem vorläufigen Insolvenzverfahren befindet, und die Hausbau-Firma „Trendline“ aus Schwerin, für die ein vorläufiger Verwalter bestellt wurde.
Die Ursachen für diese bedauernswerten Entwicklungen sind vielfältig. Axel Hochschild, der Präsident der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, weist auf steigende Zinsen und nach wie vor hohe Baupreise hin, die einen „Abwärtssog“ im Baugewerbe verursachen könnten. Er berichtet, dass über die Hälfte der Betriebe im dritten Quartal eine deutlich schlechtere Auftragslage verzeichnete und appelliert an die Bundesregierung, Maßnahmen zu ergreifen, um das Bauen wieder günstiger zu gestalten.
Die Krise hat Rost-Bau hart getroffen. André Rost, der Firmenchef, schildert die missliche Lage seines Unternehmens: „Wir sind jetzt in der Situation, zahlungsunfähig zu sein.“ Er erinnert daran, dass bereits während der Pandemie Lieferketten ins Stocken geraten sind und dadurch Projekte nicht fristgerecht abgeschlossen werden konnten. Diese Verzögerungen führten zu Vertragsstrafen, die einige Bauherren einforderten.
Jetzt sind es vor allem die stark gestiegenen Materialkosten, die Rost-Bau zu schaffen machen. Rost illustriert diese Problematik mit einem Beispiel: „Eine Stahlbetondecke kostet uns jetzt 170 statt 100 Euro. Die Kosten konnten wir aber nicht weitergeben.“ Zusätzlich musste das Unternehmen einen dramatischen Rückgang der Verkaufszahlen hinnehmen. Während in den Vorjahren noch etwa 25 Häuser pro Jahr verkauft wurden, sind es 2023 lediglich vier. Rosts 17 Mitarbeiter erhalten derzeit Insolvenzgeld und der Firmenchef hofft noch auf eine Rettung.
Die betroffenen Bauherren stecken in einer schwierigen Lage. Nach Angaben von André Rost müssen diese nun warten, da er keine Entscheidungsgewalt mehr besitzt. Ihnen wurde vorgeschlagen, die Arbeiten unter der Leitung des Insolvenzverwalters fortzusetzen, allerdings zu deutlich höheren Preisen. Einem Bericht zufolge müsste eine Familie fast 80.000 Euro mehr zahlen als ursprünglich vereinbart.
Stephan Tietz von der Verbraucherzentrale MV beschreibt eine Insolvenz inmitten eines Bauvorhabens als den schlimmsten Fall für Bauherren. Bereits gezahlte Abschläge sind oft verloren, und eine Fertigstellung durch eine andere Firma kann bis zu 20 Prozent mehr kosten. Tietz empfiehlt dringend, auf eine Baugarantie-Versicherung beim Vertragsschluss zu bestehen, die in anderen Ländern wie Frankreich gesetzlich vorgeschrieben und in den Niederlanden weit verbreitet ist. Er warnt davor, mit Firmen zu arbeiten, die eine solche Versicherung ablehnen, da dies oft ein Indiz für mangelnde Solvenz ist.
Diese Informationen wurden im Originalartikel des Autors dargelegt.