In der deutschen Bauwirtschaft sind die Preise stark gestiegen. Doch diese Branche hat große Möglichkeiten zur Selbstkorrektur, so Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Die aktuelle Krise in der Bauwirtschaft belastet die deutsche Volkswirtschaft und Gesellschaft. Prestigeprojekte wie der Bau des Elbtowers in Hamburg sind ins Stocken geraten. Aber noch alarmierender ist, dass in Großstädten wie Hamburg der Bau von tausenden Wohnungen aufgeschoben oder storniert wird, da die hohen Baukosten eine wirtschaftlich sinnvolle Vermietung unmöglich machen.
Die „Schockstarre“ in der Bauwirtschaft, insbesondere im Wohnungsbau, ist eines der großen aktuellen Probleme in Deutschland. Ein wesentlicher Faktor für die in den letzten Jahren stark gestiegenen Baupreise sind hohe Gewinnspannen der Bauunternehmen. Kooths argumentiert, dass der hohe Kapitalzufluss in die Bautätigkeit in den vergangenen Jahren die Preise nach oben getrieben hat. Jedoch haben die Unternehmen in der Baubranche auch große Möglichkeiten zur Selbstkorrektur. Sie könnten ihre Preise senken, um die Bautätigkeit wieder anzukurbeln und einen Ausgleich für die zuletzt stark gestiegenen Bauzinsen zu schaffen.
Trotz der Krise gibt es in Deutschland eine intakte Nachfrage nach Immobilien und keine Überkapazitäten in der Bauwirtschaft. Daher ist eine deutliche Preiskorrektur in der Baukonjunktur notwendig. Kooths warnt, dass ein staatliches Konjunkturprogramm für die Baubranche kontraproduktiv wäre, da es nur die hohen Gewinnspannen der Unternehmen konservieren würde. Stattdessen sollte der Staat die Unternehmen von bürokratischen Regeln entlasten, um eine stärkere Bautätigkeit zu fördern.
Manja Biel, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Hamburg Schleswig-Holstein, widerspricht Kooths. Sie argumentiert, dass viele Unternehmen nicht mehr über hohe Gewinnspannen klagen, sondern darüber, wie sie überhaupt weiterarbeiten können, mit einer „schwarzen Null“ in der Bilanz oder sogar mit Verlusten.
Dieser Artikel basiert auf dem Originalartikel des genannten Autors.