Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften befinden sich in einer unruhigen Phase, da Andreas Lehner, der Geschäftsführer von Gewofag, nach nur einem Monat im Amt überraschend seinen Rücktritt bekannt gab. Die genauen Gründe für seinen plötzlichen Abgang sind bisher nicht bekannt und die Vorsitzende des Gewofag-Aufsichtsrats, Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl, war bis Montagabend nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Lehner sollte ursprünglich die Zukunft des städtischen Wohnungsbaus gestalten und nach turbulenten Monaten Ruhe in die Gewofag bringen. Er war für die geplante Fusion der Gewofag mit der Schwestergesellschaft GWG Anfang 2024 vorgesehen und hätte in dieser Funktion die Leitung der neuen „Münchner Wohnen“ übernommen. Dies hätte ihn zum größten Vermieter der Stadt mit fast 70 000 Wohnungen gemacht. Doch nachdem sein Vorgänger Klaus-Michael Dengler im März wegen einer Affäre entlassen wurde, muss die Suche nach einem neuen Geschäftsführer nun von vorn beginnen.
Lehner selbst hatte in einem Gespräch mit der SZ letzte Woche angedeutet, dass die Fusion der beiden gleichberechtigten städtischen Wohnungsgesellschaften schwierig sei. Trotz rechtlicher Übernahme der GWG durch die Gewofag, gibt es einige Sonderfälle. Ein Beispiel hierfür ist die Gehaltsregelung für die rund 1200 Mitarbeiter. Die Stadt hat sich für den Tarif des öffentlichen Dienstes entschieden, den die GWG bezahlt, und nicht für den Tarif der Wohnungswirtschaft, mit dem die Gewofag bisher arbeitete.
Vor seiner kurzen Zeit in München hatte Andreas Lehner immer in renditeorientierten Immobilienunternehmen gearbeitet, nicht in gemeinwohlorientierten. Er war vier Jahre lang, ab 2004, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen AG und machte sie in dieser Zeit zu Deutschlands erstem börsennotierten Wohnungsvermieter. Als er im Oktober 2007 ausschied, hatte die Deutsche Wohnen 50 000 Wohnungen im Bestand. Heute ist sie Teil der Vonovia und ist als Namensgeberin des Berliner Enteignungsvolksbegehrens bekannt.
Lehner, gebürtig aus Lemgo in Nordrhein-Westfalen, studierte Wirtschaftsingenieurwesen und Betriebswirtschaft in München. Nach seiner Zeit bei der Deutschen Wohnen arbeitete er in führenden und beratenden Positionen in der Immobilienbranche. Dieser Text basiert auf einem Originalartikel des Autors.