Die kontroverse Geschichte des „Sendlinger Lochs“, einem stagnierenden Bauprojekt in der Alramstraße 14 in München, hat ein weiteres Kapitel hinzugefügt. An der Stelle, an der bereits neue Wohnungen hätten stehen sollen, befindet sich seit Jahren eine riesige Baugrube. Nun steht Stefan Mayr, der Geschäftsführer des Bauträgers und Projektentwicklers M-Concept, vor Gericht, verklagt von einer Münchner Maklerin.

Der Fall dreht sich um das Jahr 2017 und Provisionen in Millionenhöhe. Der Prozess gibt einen Einblick in die Welt der Bauträger und Immobilien vor der Corona-Pandemie, als die Kaufpreise für neu gebaute Wohnungen fast monatlich stiegen.

Stefan Mayr war 2017 als erfolgreicher Immobilienunternehmer in München bekannt. Mit seiner Firma M-Concept spezialisierte er sich auf den Bau von luxuriösen Eigentumswohnungen, vor allem im teuren Stadtteil Bogenhausen. Er renovierte auch ein großeshistorisches Gebäude am Gärtnerplatzrondell und schuf dort 16 noble Eigentumswohnungen. Privat leistete er sich eine Jacht und zahlreiche Luxusautos, darunter 25 „Ferrari-Juwele“, wie er in einem Interview auf „ferrari.com“ verriet.

Ein Zeuge, der heute Geschäftsführer der Grundstücks GmbH ist, die 2017 das Grundstück an der Alramstraße 14 verkaufte, bezeichnete Mayr als „einen sehr potenten Marktteilnehmer“ in der Immobilienbranche. Allerdings berief er sich während seiner Aussage vor Gericht immer wieder auf Erinnerungslücken bezüglich der genauen Abläufe des Verkaufs.

Eine Person, die einen tiefen Einblick in das Unternehmen hat, ist Eva B. (46), die mit Mayr verheiratet war und mit ihm zusammen die Firma gründete. Sie arbeitete bis 2019 in verschiedenen Positionen bei M-Concept und berichtete vor Gericht, wie ihr damaliger Mann ihr 2017 euphorisch von dem Projekt in der Alramstraße erzählt habe. Sie war überrascht, dass er sich für ein Grundstück in Sendling interessierte, da M-Concept bis dahin nur in Bogenhausen und im Herzogpark Projekte entwickelt hatte.

Die Maklerin S., die Mayr verklagt hat, behauptet, dass M-Concept erst durch sie von dem Verkauf des Grundstücks erfahren habe. Sie habe den Kontakt zum Verkäufer hergestellt und M-Concept in das Bieterverfahren gebracht, aus dem M-Concept schließlich als Sieger hervorging und das Grundstück für mehr als 75 Millionen Euro kaufte.

Die Maklerin versucht nun zu beweisen, dass sie und Mayr eine Maklerprovision von 2,5 Prozent des Kaufpreises vereinbart hatten. Sie behauptet auch, dass Mayr ihr zugesagt habe, dass sie die Wohnungen, die in der Alramstraße gebaut werden sollten, vermitteln solle. Tatsächlich erhielt sie jedoch nur 250.000 Euro, die sieals Anzahlung betrachtet. Sie behauptet, der restliche Teil der Provision sollte später gezahlt werden. Der Vertrieb der geplanten Wohnungen wurde jedoch an einen anderen Makler vergeben, was den Baubeginn nicht ermöglichte.

Mayr behauptet, die 250.000 Euro seien eine Pauschale für die Beratungsleistungen von S. gewesen und somit sei alles abgegolten. M-Concept hätte ohnehin schon auf der Bieterliste gestanden. Seine Ex-Frau widerspricht jedoch dieser Version. Sie behauptet, es sei vereinbart worden, dass der Hauptteil der Provision später an die Maklerin fließen sollte, um M-Concept bei den Banken besser dastehen zu lassen. „Es war eine Win-Win-Situation für beide“, sagt sie. Der Prozess wird fortgesetzt.

Originalartikel: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/neuer-wirbel-ums-sendlinger-loch-bautraeger-steht-in-muenchen-vor-gericht-es-geht-um-millionen-art-936944
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