In einer kürzlich abgehaltenen Diskussionsrunde wurde deutlich, dass Nachhaltigkeit auch in einem herausfordernden Marktumfeld unverzichtbar ist. Es wurde betont, dass Kostendruck und steigende Zinsen nicht dazu führen dürfen, auf umweltfreundliches Bauen und Sanieren zu verzichten. Die Experten waren sich einig, dass diejenigen, die in diesem Bereich sparen, Schwierigkeiten haben werden, Käufer für ihre Immobilien zu finden.
Die Diskussionsrunde bestand aus hochrangigen Gästen, darunter Inge Schrattenecker, stellvertretende Generalsekretärin der ÖGUT und Leiterin des Programms klima:aktiv Bauen und Sanieren; Tobias Steiner, Leiter der Abteilung Bauphysik des IBO; Markus Neumayer, Baumeister bei Neumayer Projektmanagement; Robert Lechner, Leiter des Österreichischen Ökologie-Instituts; Andreas Hawlik, Architekt bei Hawlik Gerginski Architekten und Florian Wehrberger,Abteilungsleiter der ÖGNI-Zertifizierung.
In zwei Diskussionsrunden im Haus der Ingenieure wurde intensiv über die Bedeutung und Zukunft des Wiener Zinshauses sowie über die Möglichkeiten diskutiert, die österreichische Immobilienentwickler derzeit in Bezug auf ressourcenschonendes Bauen und Projektentwicklung haben. Es bestand Einigkeit darüber, dass dem Wiener Zinshaus in der aktuellen ESG-Diskussion zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und dass hier andere Maßstäbe angelegt werden müssen als bei Neubauten.
Ein Ziegelbau aus der Gründerzeit wurde nicht als Problem, sondern als Vorbild für moderne Architektur, Stadtplanung und nachhaltiges Bauen betrachtet. Es wurde betont, dass bereits wenige Zentimeter Dämmung den Energiebedarf eines Hauses deutlich reduzieren können. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass mehr Wert auf die Dämmung zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs gelegt werden sollte.
Michael Schmidt, Geschäftsführer der 3SI Immogroup und Initiator des 3SI-Branchentalks zum Thema „Nachhaltiges Bauen“, betonte die Bedeutung der Sanierung von Bestandsgebäuden. Er hob hervor, dass durch die hochwertige und maßgeschneiderte Revitalisierung von Wiener Altbauten wertvolle Ressourcen geschont werden. Durch die Nachverdichtung im Bestand, also den Dachgeschossausbau, wird zusätzliche Bodenversiegelung vermieden und neuer, dringend benötigter Wohnraum in bestehender Infrastruktur geschaffen.
Es wurde festgestellt, dass Nachhaltigkeit im Wohnungsbau nicht nur für Kunden, sondern auch für Finanzierer immer wichtiger wird. Es muss nachgewiesen werden, dass eine ressourcenschonende Bau- und Nutzungsweise berücksichtigt wurde. Zertifikate, wie das von der ÖGNI vergebene DGNB-Zertifikat, sind dabei keine lästige Zusatzarbeit, sondern unterstützen bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen, so Wehrberger.
Die Diskussionsteilnehmer waren sich auch einig, dass Wien als Stadt mit einem großen Bestand an Gebäuden viel Potenzial bietet. Eine Verdichtung im Bestand macht Sinn, so Hawlik. Es braucht Visionen für die Erweiterung des Bestands, bestätigte Lechner, wobei der Wunsch nach Erhaltung nicht die notwendigen Transformationsprozesse behindern sollte. Abschließend wurde ein stärkeres Engagement von Fachleuten und Experten durch die Politik gefordert, um Maßnahmen praxisnäher zu gestalten und damit tatsächlich erfolgreich umsetzen zu können.
Der 3SI-Branchentalk sendete ein starkes und positives Signal aus der Branche: Nachhaltigkeit in der Entwicklung von Immobilien ist unverzichtbar und bietet daher eine hervorragende Chance, perfekten Wohnraum für Mensch und Umwelt zu gestalten.