Baubranche in Not: Kosten und Komplexität steigen

Im Bauwesen zeichnet sich eine beunruhigende Entwicklung ab: Die Auftragslage hat sich deutlich verschlechtert. Stefan Osterkamp, Geschäftsführer des Bau-Teams Husmann, bringt dies mit besorgniserregenden Zahlen zum Ausdruck. Während seine Firma in Diepholz einst rund 50 Einfamilienhäuser jährlich errichtete, sind es im laufenden Jahr nur sechs. Diese Flaute im Privatsektor begann etwa zeitgleich mit dem Beginn des Ukraine-Krieges, wobei Osterkamp keinen direkten Zusammenhang herstellt.

Die Herausforderungen für die Baubranche sind vielschichtig. Zunächst macht die Finanzierung Sorgen. Die Zinsen für Baukredite sind von einem auf vier Prozent gestiegen, was für viele angehende Bauherren untragbar ist. Zusätzlich sind die Kosten für Baustoffe, insbesondere energieintensive Materialien wie Ziegel, signifikant gestiegen.

Die Preiserhöhungen betreffen nahezu alle Bereiche – vom Rohbau über Sanitär bis hin zur Elektronik, wobei lediglich Holz eine Preissenkung erfahren hat. Je nach Ausstattung müssen Bauherren nun mit Kosten von 2.500 bis 3.000 Euro pro Quadratmeter für ein schlüsselfertiges Haus rechnen, abgesehen vom Grundstückspreis. Osterkamp bemängelt, dass unter diesen Bedingungen der soziale Wohnungsbau, wie von der Politik gefordert, kaum umsetzbar sei.

Die Baubranche steht zudem vor weiteren Problemen wie Lieferschwierigkeiten und Personalmangel. Nachhaltige Baumaterialien sind oft nicht verfügbar oder nur schwer zu beschaffen, was die Kosten weiter in die Höhe treibt. Die Lieferzeiten für bestimmte Produkte, wie Wärmepumpen aus China, können bis zu einem Jahr betragen, während der eigentliche Hausbau in sechs bis acht Monaten vollendet ist.

Osterkamp kritisiert überdies die wachsende Komplexität und Bürokratie im Bauwesen. Anstelle von einem einfachen Anruf bedarf es nun vieler Genehmigungen und Zertifikate, was Zeit und Geld kostet. Der Fachkräftemangel verschärft die Lage zusätzlich, da viele Experten bald in den Ruhestand treten und nicht genügend Lehrlinge nachrücken.

Trotz der schwierigen Situation hält sich das Unternehmen mit größeren Industrieprojekten und dem Bau von Mehrfamilienhäusern über Wasser. Osterkamp appelliert an die Politik, die Probleme der Branche ernst zu nehmen und die Rahmenbedingungen durch langfristige Förderungen und weniger Bürokratie zu verbessern.

Die Einsichten in die Baubranche und die damit verbundenen Herausforderungen wurden von Stefan Osterkamp, dem Geschäftsführer des Bau-Teams Husmann und Autor des Originalartikels, zur Verfügung gestellt.

Originalartikel: www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/diepholz-ort28581/finanzierung-kosten-explosion-und-buerokratie-der-baubranche-brechen-die-auftraege-weg-92669778.html