In ihrem neuesten Werk stellt Architektin Katja Ewich das Ideal eines Hauses vor, das perfekt auf seine Bewohner zugeschnitten ist – ähnlich wie ein Maßanzug. Sie geht dabei auf die anhaltende Kritik von Umweltverbänden am Flächenverbrauch durch Neubaugebiete für Einfamilienhäuser ein, stellt jedoch fest, dass der Traum vom eigenen Haus nach wie vor bei 65 Prozent der Deutschen besteht, wie auch die Architekturjournalistin Katharina Matzig hervorhebt.

In dieser Neuerscheinung des Callwey Verlags, die die „Häuser des Jahres 2023“ präsentiert, wird die vielfältige und breit gefächerte Auswahl an Eigenheimen hervorgehoben, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, innovativer Materialeinsatz und kreativer Umgang mit baulichen Gegebenheiten gelegt wird.

Die Vielfalt reicht von einem rechteckigen Leichtbau in Linz, Österreich, über ein kleines, komplett saniertes Ferienhaus an der Ostsee, das Platz für bis zu fünf Personen bietet, bis hin zu innovativen Sanierungen von Altbauten und Doppelhäusern aus den späten 1960er Jahren. Auch der Umbau einer Scheune von 1850 in einem Schweizer Dorf oder eine „elegante Scheune“ mit 300 Quadratmetern Wohnfläche im schweizerischen Prättigau, die sich harmonisch in die Berglandschaft einfügt, werden präsentiert.

Auffällig ist, dass das Siegerhaus auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt. Es steht in Pfaffenhofen bei Heilbronn, mitten im Dorfkern und umgeben von Fachwerkhäusern. Das von den Architekten des Atelier Kaiser Shen entworfene Doppelhaus besteht aus nachwachsenden Rohstoffen wie Strohballen, Lehmputz und Holz und steht auf einem Betonkreuz mit vier Stützen, um den Boden nicht aufzuweichen.

Das Buch zeigt auch ausgefallene Kombinationen von Eigenheimen in komplexen Baukörpern, beispielsweise in Montan in Italien oder Hösbach in Bayern. Ein Highlight ist ein Haus, das von einer Industriehalle umhüllt ist, sowie eine lichtdurchflutete Villa mit Pultdach an einem See in Bayern.

Unter den prämierten Häusern finden sich auch viele gelungene Umbauten und städtebauliche Verdichtungen. Es wird deutlich, dass Kreativität und Innovation von Baubehörden und Gemeinden stärker gefordert werden sollten, um Flächenverbrauch zu begrenzen und Ortskerne wieder zu beleben. Schließlich ist die Revitalisierung keine Frage des Haustyps, wie das Buch „Häuser des Jahres“ eindrucksvoll beweist.

Das Buch „Häuser des Jahres 2023“ ist im Callwey Verlag erschienen und umfasst 416 Seiten mit 450 Abbildungen. Es ist für 59,95 Euro erhältlich. Der Originalartikel wurde von der Architektin Katja Ewich verfasst.

Originalartikel: www.schwaebische.de/kultur/die-haeuser-des-jahres-und-die-entdeckung-der-schlichtheit-2009017